Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 01.02.2022

Vom Lesen und Schreiben im Bücherfrühling

Liebe Schreibfreundin, lieber Schreibfreund,

auch wenn die Leipziger Buchmesse noch nicht wieder stattfinden kann, die Neuerscheinungen des Bücherfrühlings gibt es natürlich – und ich freue mich darauf. Zum Beispiel auf „Liebesheirat“ von Monica Ali, von deren Buch „Bricklane“ aus dem Londoner East End ich schon vor Jahren begeistert war. Und auf Orhan Pamuks „Die Nächte der Pest“, der türkische Schriftsteller gehört zu meinen Lieblingsautoren.

Schreiben und Lesen – das sind enge Verwandte. Warum das „Schmökern“ in neuen (und vertrauten) Büchern nicht nur wunderbar sein kann, sondern auch wichtig fürs Schreiben, darum geht es in diesem Sprachlust-Newsletter – mit meinen persönlichen Erfahrungen:

Fürs Schreiben lesen: 3 (von bestimmt noch mehr) guten Gründen:

  1. Über einer Vielzahl von Stimmen die eigene(n) finden.
    Bis vor wenigen Jahren kannte ich meine „Flash-Fiction-Stimme“ noch nicht. Erst als ich das Genre Kürzestgeschichten, also ganz kurze Geschichten von einigen Zeilen bis wenigen Seiten, kennenlernte, habe ich auch diese Schreibstimme in mir gefunden. Knappe „elliptische“ Sätze, nur angedeutete Figuren, Geschichten, die fast mehr über die Auslassungen erzählt werden, als über das, was gesagt ist. Und so kann es immer wieder gehen: Wenn wir Bücher und Geschichten lesen, gehen wir auch zur Sprache, zum Klang und Rhythmus in Resonanz – und können dabei eigene neue Stimmen in uns entdecken.
  2. Spannung, Form, Figuren lernen.
    Ein Buch nach 50 Seiten beiseitelegen, weil es mich nicht packt? Ich kann das. Aber ein Buch kann mich auch so gefangen nehmen, dass ich kaum etwas anderes mitbekomme, während ich es (manchmal in einem Rutsch) durchlese. Dann lese ich es oft noch einmal und beobachte beim zweiten Mal genauer, was mich da eigentlich so gepackt hat. Der aufmerksame Leseblick kann uns vieles lehren: Wo wir uns mit den Figuren identifizieren, wie wir mit der Handlung mitgehen oder die Sprache genießen – und natürlich auch, wo das alles nicht passiert. Jedes Buch kann ein Lehrer sein, von dem wir für unser eigenes Schreiben profitieren.
  1. Eine Idee stiftet die nächste an.
    Über Bücher tauchen wir in andere Welten ein, lernen neue Heldinnen und Helden und ihre Geschichten kennen. Da begegnen uns natürlich auch Ideen, an die wir anknüpfen können. Solch ein Buch war für mich unter anderem „Gods“ vom Fantasy-Autor Neil Gaiman, das ich vor zwei Jahren gelesen habe. Es ist ein gewaltiges Epos über nach Amerika „eingewanderte“ alte Göttinnen und Götter und ihren Kampf um Beachtung in einer Welt, in der sie kaum noch jemand kennt. Ich war nicht nur gefesselt von der Geschichte, sondern auch von dem unglaublich breiten Wissen Neil Gaimans über die „göttliche Welt“. Das hat mich dazu gebracht, zu Mythen und Legenden aus Europa rund um Weihnachten zu recherchieren. Und dabei bin ich auf die 13 isländischen Weihnachtstrolle gestoßen und habe zu ihnen geschrieben. Vielleicht sind es ganz frische Geschichten, die so inspirierend in uns wirken, vielleicht Bücher, die uns schon seit unserer Kindheit begleiten – in jedem Fall sind auch sie eine Schatztruhe fürs Schreiben.

Dies sind einige meiner persönlichen Lese-Erfahrungen fürs Schreiben. Wenn du wissen möchtest, was ich sonst noch für Bücher mag – zu meinen „Leseliebsten 2021“ lässt sich in meinem Blog nachlesen: https://sigridvarduhn.de/tyll-bis-big-magic-meine-7-leseliebsten-2021

Lesen fürs Schreiben – das war diesmal das Thema. Aber ehrlich gesagt, braucht ein gutes Buch auch gar keine Gründe. Einfach nur schmökern, das ist eine der schönsten Sachen, die es gibt.

Auch dabei viel Vergnügen und einen inspirierenden (Lese-)Frühling wünscht

Sigrid

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