Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 14.02.2014

Schon ein Vielliebchen entdeckt?

Liebe Sprachfreundin, lieber Sprachfreund,

Vielliebchentag? Heißt das heute nicht Valentinstag und ist eine Erfindung der amerikanischen Blumenhändler? Nun, im Mittelalter hieß der 14. Februar “Vielliebchentag” und war auch im deutschen Raum der Tag der Liebenden.

In Frankreich und Belgien wurden damals per Los ein Mädchen und ein Junge für diesen Tag zum Paar gekürt: Valentine und Valentin. Daher der Name “Valentinstag”.

Von schönen alten Wörtern und Bräuchen:

1. „Guten Morgen, Vielliebchen!“
Das Vielliebchen selbst ist eine Mandel mit zwei Kernen oder eine andere Zwillingsfrucht. Beim Vielliebchen-Spiel – einem Gesellschaftsspiel aus dem 19. Jahrhundert – nehmen ein Mann und eine Frau je einen Teil der Mandel zu sich. Wer beim nächsten Treffen den anderen zuerst mit »Guten Morgen, Vielliebchen« begrüßt, hat gewonnen und darf sich auf ein kleines Geschenk von dem Verlierer freuen. Und so verrät mein sechsbändiges „Deutsches Wörterbuch“ von 1890 auch Redewendungen wie „ein Vielliebchen zusammen essen“ und „ein Vielliebchen gewinnen“.

2. Ausgewandertes und Eingewandertes
Varianten des Wortes Vielliebchen sollen auch im Französischen, Englischen und in den skandinavischen Sprachen bezeugt sein. So die Gesellschaft für deutsche Sprache auf ihrer Internetseite www.gfds.de. Ausgewanderte und eingewanderte Wörter gibt es ja jede Menge. Ein wahres Potpourri (“Eintopf”) von Auswanderern aus der deutschen Sprache findet sich im 2006 erschienen Buch “Ausgewanderte Wörter”: z.B. “kaffeepausi” in Finnland und “kaffeeklatsching” in Großbritannien.

3. Rauke, Rapunzel und Ranunkel  
Was hat die Rauke mit dem Vielliebchentag zu tun? Nun, viele von uns haben sie auch erst einmal unter einem anderen Namen kennengelernt: Rucola. Und als Rucola immer beliebter wurde, tauchte auch der alte deutsche Name wieder auf: Rauke.

Und weil der Feldsalat eine so schicksalhafte Bedeutung in einem Märchen der Gebrüder Grimm eingenommen hat, bekam er auch noch einen zweiten Namen: Rapunzelsalat.

Da passt die Ranunkel doch gut dazu … und ist außerdem meine Lieblingsblume. Ihr lateinische Name “ranunculus” heißt übrigens “Fröschlein” – weil die Pflanzen sich angeblich dort am wohlsten fühlen, wo Frösche quaken. Aber das ist dann schon wieder eine eigene Geschichte …

“Behände sein”, “sich ein Herz fassen” … schöne alte Wendungen gibt´s auch viel im Märchen. Wer selbst welche schreiben mag, mit alten oder neuen Worten, ist herzlich eingeladen, sich zu “Schreib dein Märchen!” anzumelden am 29. März in Caputh.

Ein schönes Valentins- oder
Vielliebchen-Wochenende,
herzliche Grüße von

Sigrid

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