Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 01.03.2021

Nature Writing

Liebe Schreibfreundinnen, liebe Schreibfreunde,

jemand hat mir einmal erzählt, dass jeder Schreibende ein Thema hat, das sich durchzieht durch alles, was sie oder er schreibt. Es kann Liebe oder Tod sein, Betrug oder Zugehörigkeit, Heimat oder Hoffnung oder Exil. Ich denke gern, dass mein Thema die Liebe ist und genauer die Liebe für die glitzernde Welt des nicht-menschlichen Lebens um uns herum.

So schreibt die britische Autorin Helen McDonald im Vorwort ihres neuen Buches „Vesper Flights“. Es umfasst eine Sammlung ihrer Essays über den Menschen und sein Verhältnis zur Natur. In ihrem Buch nimmt sie mit auf ihren Streifzügen durch die „britische Wildnis“, lässt uns mit ihr den Schwänen auf der Themse begegnen und sie auf der Suche nach seltenen Pirolen begleiten. Da das Buch erst im Sommer auf Deutsch erscheint – unter dem Titel „Abendflüge“ – habe ich den Auszug für diesen Newsletter aus dem Englischen selbst übersetzt.

Helen McDonald ist ein „Nature Writer“, Johann Wolfgang von Goethe war es, der britische Dichter William Wordsworth auch und Peter Wohlleben ist es mit seinem „Geheimen Leben der Bäume“. Auch wenn es das Etikett „Nature Writing“ erst wenige Jahre gibt,  ist es natürlich nicht neu, in und über die Natur zu schreiben und der nicht-menschlichen Welt dabei auch die Hauptrolle zukommen zu lassen.

Für die einen reicht das Genre bis zu literarischen  Sachbüchern wie „Das Evangelium der Aale“ von Patrick Svensson oder „Wie ich ein Baum wurde“ von Sumana Roy. Für die anderen gehören auch Romane wie „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens dazu, in denen die Natur zwar eine wichtige, aber doch eben nicht die Hauptrolle spielt. Wo ein Genre so breit ist, kann für jeden Lesegeschmack etwas dabei sein, aber natürlich auch zum Schreiben.

Deshalb habe ich zum Frühlingsanfang  im März diesen Schreibimpuls ausgewählt:

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In der Hauptrolle: die Natur
Wie wäre es mit einem Perspektivwechsel? Kaum eine andere Art von Schreibanregungen wirkt aus meiner Sicht so inspirierend. Sobald wir in eine andere Perspektive hineinschlüpfen, nehmen wir anders und anderes wahr und auch unsere Erzählstimme kann sich deutlich ändern. Diesmal die Hauptperson: die Natur.

Wähle ein „Objekt“ deines Interesses aus und mache es zum Subjekt: den Baum am Wegesrand, ein weites Feld, ein Insekt, das dir über den Finger krabbelt. Schreibe aus seiner Perspektive, was es der Welt zu sagen hat. 

Wie wirkt die Welt von dort aus? Wie sieht sie aus, wie hört und fühlt sie sich an, wie riecht und schmeckt sie? Gibt es Sinneseindrücke, die dein „Objekt“ viel schärfer oder ganz anders wahrnimmt, als wir es als Menschen gewohnt sind? Am besten schreibst du deinen Text vor Ort – so bist du möglichst nah dran an der anderen Perspektive. Und wer weiß, vielleicht entsteht aus diesem „nature writing“ ja auch ein neues Thema für dein Schreiben.

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Langsam zeigt sich schon der Frühling (oder wechselt sich zumindest gerade mit dem Winter ab). Wenn es dich also in den nächsten Tagen wieder nach draußen zieht,  wünsche ich dir eine gute Zeit in und mit der Natur – ob schreibend oder auch nicht und auch ob bei dir die Liebe zur Natur das Hauptthema deines Schreibens ist oder etwas anderes.

Herzliche Grüße

Sigrid

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