Hallo Schreibfreudige,
der November gilt ja als „National Novel Writing Month“ und manch eine und einer haben sich schon am Ziel der mindestens 50.000 Wörter in einem Monat versucht.
Dass der Mai seit einigen Jahren der „National Short Story Month“ ist, habe ich aus dem Magazin „Writer‘s Digest“ erfahren. Den National Short Short Story Month – also den Monat der Kürzestgeschichten – gibt es meines Wissens noch nicht. Hier trotzdem schon einmal …
… 3 Tipps zum Schreiben von ganz kurzen Geschichten:
1. So viel weglassen wie geht.
Eine Geschichte in einer Zeile – wie kann das funktionieren? Weil 99 Zeilen nicht da stehen und der Leser sie trotzdem „liest“. Wie in der berühmten Kürzestgeschichte von Ernest Hemingway: „For Sale: baby shoes, never worn“.
2. Den Dreh brauchst du trotzdem.
Auch oder gerade die Kürzestgeschichte braucht den überraschenden Moment, die Wendung. Ein Mann sitzt auf einer Parkbank. Eine Frau geht mit einem Hund vorbei. Der Mann auf der Parkbank bleibt sitzen. Mit viel Phantasie kannst du darin eine Geschichte sehen. Aber offensichtlich ist sie nicht. Anders wäre es zum Beispiel so: Ein Mann sitzt auf einer Parkbank. Eine Frau geht mit einem Hund vorbei. Der Hund setzt sich. Das Paar geht davon.
3. Mit wenigen Strichen gezeichnet.
Der Mann ist hager, sein Gang wirkt gehetzt. Auf dem Kopf trägt er einen Hut, der seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Der Anzug ist fleckig, die Hosenbeine ausgefranst, die Schuhe abgetreten. Seine Haut ist blass, die Augen schimmern in einem wässrigen Blau… Noch mittendrin in der Beschreibung der Hauptfigur, aber das Limit schon fast erreicht? Die Mikrogeschichte arbeitet mit wenigen Pinselstrichen, ob es um Figuren oder Schauplätze geht. Es heißt also auszuwählen, welche Eigenschaften, welche äußeren Merkmale so typisch und entscheidend für die Handlung sind, dass sie unbedingt in die Geschichte hineingehören.
Viel Wonne im Mai und gute Geschichten wünscht dir
Sigrid