Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 14.07.2016

Merkwürdig oder merk-würdig?

Liebe Sprachfreudige,

bugsieren – das Wort ist mir vertraut. Trotzdem ist mir erst letztens beim Lesen eines Romans klar geworden, dass da der BUG des Schiffes drinsteckt. Beim Bugsieren ging es ursprünglich darum, ein Schiff (am Bug) in den Schlepptau nehmen und an einen anderen Ort zu bringen.

Wenn wir Worte anders als in ihrer ursprünglichen Bedeutung verwenden, verblassen oft auch einzelne Bestandteile. Anders wäre es, wenn ich es so schreibe: BUGsieren. In anderer Typografie kommt uns ein vertrautes Wort fremd vor. Das wiederum kann durchaus die Wirkung verstärken, weil wir es wieder bewusst wahr-nehm-en.


Verstecktes sehen können? Die Schreibweise macht´s:  
  

1. gehirn-gerecht, merk-würdig, de-kodieren – der Bindestrich nach Vera Birkenbihl

Der Bindestrich eine Erfindung der Management-Trainerin Vera Birkenbihl? Nicht ganz. Allerdings ist sie dafür berühmt, in ihren Büchern immer wieder den Bindestrich in Wörter gesetzt zu haben, wo er laut Duden nicht hingehört.

Dabei ging es ihr vor allem um die prägnantere Wirkung der ihr besonders wichtigen Bestandteile eines Wortes. Zum Beispiel bei „an-Schau-lich“ oder „psycho-logisch“. Eines ihrer bekanntesten Bücher: „Stroh im Kopf. Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer.“

2. Anders geschrieben = anders gelesen, hier: die GROSSSchreibung Ein Wort bewusster oder anders wahrnehmen, das kann die eine Seite sein. Die andere: Einfach mal wieder mit Sprache spielen. Manchmal entsteht ein Wortwitz dabei, der uns zuvor gar nicht bewusst war. Oder wir entdecken SINNlichkeit in Wörtern, die wir eher abstrakt einsetzen, z.B. BeGreifen, EntDecken, ErFahren, UmGehen.

3. Welcher Wortteil wiegt mehr? Fett oder anders gedruckt.


Die Typografie macht´s möglich, du kannst auch einzelne Wortteile fett auszeichnen. Oder farbig. Wenn du deinen Text für Leser schreibst: Überstrapaziere die Augenmuskeln des anderen nicht, in dem du alle Möglichkeiten gleichzeitig nutzt.  Außer es geht genau darum – so wie in dieser SprachLust.


Vielleicht findest du noch ganz andere Ideen für deine persönliche WortART? Dann einfach ausprobieren! Lass den Blick schweifen – über die Zeitung oder das Buch, das du liest, die Plakatwände, an denen du vorbeifährst. Da siehst du bestimmt jede Menge Wörter, aus denen sich mehr – oder anderes – herausholen lässt.

Viel Vergnügen dabei und wunderbare sommerFRISCHE Ferien (wenn du sie hast), ansonsten die SommerAbende lau und lang wünscht

Sigrid

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