Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 18.09.2019

Märchen für alle!

Liebe Sprachfreundin, lieber Sprachfreund,

eine der größten deutschen Märchenveranstaltungen – die Berliner Märchentage – geht in diesem Herbst in ihr 30. Jahr. Über all die Zeit hinweg zählten die Märchentage fast 4,5 Millionen kleine und große Besucherinnen und Besucher. Und Hamburg bekommt im September eine neue Märchen-Institution: Auf die Märchenwelten, die im September in der Hafencity ihre Tore öffnen, bin ich sehr gespannt. 

Das Hören und Erleben von Märchen liegt im Trend. Ans Märchen schreiben trauen sich nicht so viele heran, was ich schade finde. Deshalb werde ich beim Jahreskongress der National Association of Writers in Education in York im November über „Fairy tales are for everyone´s writing“ sprechen. 

4 Gründe, warum ich glaube, dass Märchen schreiben etwas für jede und jeden ist:

  1. In Märchen lässt es sich schnell hineinkommen.
    Ein einfacher Aufbau, bekannte Figuren, ein großer Fundus an Symbolen – Märchen schreiben ist ganz schön barrierefrei. Deshalb eignet es sich auch für unerfahrene Schreibende, egal welchen Alters. Das schafft (erstes) Schreibvertrauen. Das Experimentierfeld ist groß – ob man sich schreibend mit dem eigenen Lieblingsmärchen beschäftigt, Geschichten über das bekannte Ende hinaus weiterschreibt oder die bisher unbelebten Statisten (Kugel, Besen, Schuh, ….) ein Märchen aus ihrer Perspektive neu erzählen lässt. 
  2. Märchen sind Literatur.
    Noch ein Jubiläum: Tolkiens „Herr der Ringe“ erschien vor 50 Jahren das erste Mal auf Deutsch. Und Märchen stecken sowieso nicht ausschließlich in Fantasy drin. Ob Menschen, die im Berg verschwinden, geheimnisvolle Tiergestalten oder Spiegel, die mehr zeigen als die Realität, auch die zeitgenössische (Kriminal-)Literatur spielt immer wieder mit Motiven aus Märchen und Sagen.
  3. Märchen können Spiegel sein.
    Märchen verwandeln. Zum Beispiel von einer Gestalt in die andere. Oder indem sie die Heldin oder den Helden (über sich hinaus) wachsen lassen. Deshalb eignen sich Märchen auch gut als Spiegel, wenn wir uns mit eigenen Themen beschäftigen. Ob Hans im Glück, Rumpelstilzchen, Die kluge Bauerntochter oder eines der vielen, vielen anderen Märchen, schau doch mal, wo du gerade stehst und welches Märchen dir wie Spiegel sein kann.
  4. Märchen verbinden.
    Schnell ist das Märchen erzählt, nicht so schnell die Tat getan.“ In einem russischen Märchen habe ich letztens diese für mich neue Formel entdeckt. Aber Märchen bringen auch viele bekannte Formeln mit sich, von „Es war einmal …“ bis „Und wenn sie nicht gestorben sind...“ Ob Figuren, Formeln oder Handlung, auch in unterschiedlichen Märchenkulturen lassen sich viele Ähnlichkeiten entdecken. So eignet sich das gemeinsame Märchenschreiben zum Schätze teilen über Sprachgrenzen hinweg.

Zum Schluss noch einen Veranstaltungstipp: „Verwandlung in Mythen und Märchen“ ist das Thema des Jahreskongresses der europäischen Märchengesellschaft e.V. Im Bauhausjahr findet dieser in Dessau statt – vom 25. bis zum 29. September 2019. Wer mehr dazu wissen möchte: www.maerchen-emg.de

Lass es dir gut gehen im Herbst, herzliche Grüße

Sigrid

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