Liebe Schreibfreundin, lieber Schreibfreund,
gleich als erstes ein aktueller Hinweis: Am nächsten Samstag, 7. Februar um 17 Uhr, lese ich noch einmal aus meinen neuen Winter-Geschichten am Kachelofen im Café Barock in Caputh. Der Eintritt ist frei, Spenden sind herzlich willkommen.
Nur 33 Kilometer Luftlinie von mir am Schwielowsee entfernt startet heute in Berlin wieder das große Filmfestival. Ich selbst lande eher per Zufall dort – wenn jemand anders die Karten organisiert – oder warte darauf, dass die Filme auch im regulären Kinoprogramm laufen. Aber fürs Kino im Kopf bin ich immer zu haben.
3 Tipps, um die Bilder im Kopf zum Laufen zu bringen:
1. Die Details entscheiden
Stell dir vor, in deiner Geschichte kommt eine Szene vor, in der jemand sein Auto vom Eis freikratzt. Du könntest schreiben “X kratzte sein Auto frei.” Das dauert dann eine Sekunde im Kopf des Lesers. Oder du könntest in allen Einzelschritten beschreiben, wie deine Hauptfigur nach und nach ihr Auto vom Eis befreit. Das dauert – auch beim Lesen – 10 Minuten oder länger.
Zum Glück hast du noch eine dritte Möglichkeit: Du greifst di Details heraus. Benutzt er oder sie einen Handschuh, weil kein Eiskratzer zur Hand ist? Sind die Scheiben von innen beschlagen? Fegt er oder sie den Schnee zum Schluss vom Dach, sodass die Scheibe wieder weiß ist?
Der Vorteil bei der Auswahl von Details: Du beschreibst eigentlich wenig, rufst aber trotzdem länger wirkende Bilder beim Lesen hervor.
2. Merkwürdige Bilder sind stärker
Du beschreibst eine Schneelandschaft: Ausgedehnte Wälder, schneebedeckte Tannen, … nur ein Baum ist nicht weiß. Sofort macht sich das Auge des Lesers an diesem einen Baum fest und der Kopf will wissen: Warum? Warum ist gerade dieser Baum nicht vom Schnee bedeckt? Und schon ist der Leser im „Film“ drin.
3. Setz die Szene in Szene
“Lisa und Arne sitzen am Kamin und plaudern die ganze Nacht durch. Am nächsten Morgen kann Lisa sich nicht mehr erinnern, wann sie wie ins Bett gekommen ist, und Arne ist verschwunden.“
Auch eine Geschichte. Aber wenn es nicht gerade eine Mikrogeschichte werden soll, hilft es dem Leser, wenn du ab und zu den Weitwinkel einstellst.
Wo ist denn dieser Kamin, an dem Lisa und Arne sitzen? In einer Villa, in einem Ferienhaus am Strand, in den Bergen? Wie sieht es sonst im Raum aus, was gibt es noch Wichtiges dort für die Geschichte – außer dem Kamin? Wo bin ich? Das ist eine wichtige Frage der Leserinnen und Leser, um in deinen “Film” hineinzukommen.
Wie´s geht, das Kino im Kopf und vieles Weitere aus dem Handwerkzeug des kreativen und literarischen Schreibens, erfährst du auch in meinen neuen Tea-Time-Geschichten-Schreibwerkstätten am Nachmittag. Und die gibt’s ab März auch freitags in Potsdam-West, in der Teestube „Wunderscholl“. Der erste Termin: Freitag, der 13. März 2015 mit „Alltagsminiaturen“.
Herzliche Grüße
Sigrid