Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 22.04.2020

Gerade jetzt: Morgenseiten, Künstlertreff und Collage Dream Writing

Liebe Schreibfreundin, lieber Schreibfreund,

über die „Morgenseiten“ und den „Künstlertreff“ als den beiden zentralen Methoden aus „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron habe ich schon einige Male geschrieben. In diesem April greife ich sie wieder auf, weil sich beide Ansätze gerade in  Krisenzeiten bewähren. Das kann eine persönliche Krise sein oder eine globale wie die jetzige, in der sich vieles, was wir als Normalität erlebt haben, von einem Tag auf den anderen ändert.

Morgenseiten und Künstlertreff helfen mir, mich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Und mich bei all den Entwicklungen und Nachrichten um mich herum nicht zu sehr „zerfleddern“ zu lassen. Ein dritter Alltagshelfer ist für mich im vorigen Jahr noch hinzugekommen, das Collage Dream Writing von Johanna Vedral vom writer’s studio in Wien. Wie wäre es also gerade jetzt auch für dich mit …

… 3 Methoden, um in schwierigen Zeiten wieder zu sich zu kommen:

  1. Die Morgenseiten – Schreiben kann klären.
    3 Seiten aufs Papier bringen zu dem, was gerade da ist –  und ohne dass der innere Zensor sich einmischen darf. Darum geht es bei den Morgenseiten. „Eine Gehirnentleerung“ nennt Julia Cameron sie auch. Das klingt zwar nicht so gut, ist es aber. Den Strom der Gedanken loszulassen, klärt den Kopf für das, was wichtig ist. Wir schreiben und schreiben und schreiben, ohne darüber nachzudenken, ob dieser Gedanke gerade gut oder sinnvoll oder logisch ist. Dieses loslassende Schreiben ist morgens besonders sinnvoll, weil der Zensor da noch nicht wach ist. Mit den Morgenseiten merken wir, was in uns los ist, sie sind ein Wegweiser zu unseren Themen. Und sie sind nur für uns selbst. Niemand bekommt sie zu sehen außer uns.
  2. Das Leben ist ein Künstlerinnentreff.
    Das Gegenstück zu den Morgenseiten und genauso wichtig: ein regelmäßiges Date – zum Beispiel für 2 Stunden in der Woche – mit deinem inneren Künstlerkind. So füllst du deine kreative Quelle immer wieder auf. Zum Beispiel mit einem Ausstellungsbesuch, einem Konzert oder etwas anderem, das dich inspiriert. Aber: allein! Beim Künstlertreff geht es nicht um den Austausch mit anderen, sondern das innere Verarbeiten. 

    Auch in Nicht-Corona-Zeiten gibt es gute Gründe, den Künstlertreff auch mal vom Wohnzimmer aus zu unternehmen. Und jetzt eben besonders. Zum Beispiel über die Bildbände im Bücherregal (vielleicht findest du sogar Titel, von denen du gar nicht mehr wusstest, dass du sie hast) oder Online-Ausstellungen oder einen Film, den du schon länger anschauen wolltest. Ausflüge und Spaziergänge gehören bei mir genauso zum Künstlertreff. Wichtig ist nur, auch immer wieder neue Wege zu gehen und bereit zu sein für Entdeckungen. Und denke daran: Es geht um etwas, an dem du richtig Spaß hast, nicht um etwas, dass du tun „solltest“. Ausreden gelten übrigens nicht! Oder um mit einem Zitat von Julia Cameron zu schließen: „Sie können es sich nicht leisten, für Künstlertreffs keine Zeit zu haben.“
  3. Über Collagen ins Schreiben kommen – das Collage Dream Writing
    Collagen habe ich auch früher schon angefertigt. Aber nur ab und zu. Und meist in sehr großen Formaten, sodass sie nach einer gewissen Zeit hinter dem Schrank oder in der Kammer verschwanden. Das ist jetzt anders. Seit ich im letzten Herbst in einem Workshop das Collage Dream Writing von Johanna Vedral kennengelernt habe, entstehen bei mir Woche für Woche neue Collagen.

    Immer wieder setze ich mich mit einem Stapel Zeitschriften hin, blättere sie auf der Suche nach Bildmotiven durch, erstelle Collagen daraus und schreibe dazu. Mit der Methode habe ich auch ein neues Collagenformat für mich entdeckt: DIN A5. In diesem Format kann ich die Themen und Entwicklungen meiner Collagen durchblättern und mache dabei auch im Nachhinein immer wieder erstaunliche Entdeckungen.

    Ihren Ansatz stellt Johanna Vedral sowohl in ihrem Buch „Collage Dream Writing“ vor als auch in ihren Workshops. Über meine Erfahrungen damit habe ich einen Blogbeitrag auf „Jungle Writing“ geschrieben, einer gemeinsamen Homepage mit Kolleginnen: https://jungle-writing.de/jungle-writing-blog/ Schau mal rein auf dieser Spielwiese des kreativen Schreibens!

Zum Abschluss noch ein persönlicher Tipp: Wenn du dir gerade jetzt Zeit nehmen kannst, um ein Buch zu schreiben und dir das gelingt – wunderbar! Aber erwarte es nicht von dir. Wenn eine Woche verstreicht, in der du neben deinen sonstigen Aktivitäten die Morgenseiten schreibst, dich mit deinem Künstlerkind verabredest und auch noch das Collagieren ausprobierst – genauso großartig! Manch einen lässt diese Zeit zu künstlerischen Höhenflügen starten, aber viele brauchen auch mehr Muße, um mit ihren Gedanken und Gefühlen klar zu kommen. Sorge einfach gut für dich, egal wie kreativ du dich gerade empfindest. Du bist es sowieso.

Herzlich grüßt dich

Sigrid

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