Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin
Newsletter vom 05.12.2019

Fürbass, kein Harm und Mär – Wortschätze in Weihnachtsliedern

Liebe Sprachfreundin, lieber Sprachfreund,

im Advent und zu Weihnachten singen die Menschen mehr als in den anderen Monaten des Jahres. Es müssen zwar nicht immer die ganz klassischen Lieder sein. Allerdings stecken gerade in denen oft die nicht mehr so gebräuchlichen Wortschätze, über die ich dir in diesem Newsletter ein bisschen mehr verrate.

Was singen wir denn da? Von Heißa, Mär und anderem:

  1. „Treibt zusammen, treibt zusammen die Schäflein fürbass.“
    Wer das Weihnachtslied „Was soll das bedeuten“ anstimmt, singt in der zweiten Strophe, dass die Schäflein fürbass zusammengetrieben werden sollen. Was mag das bedeuten? Der Duden weist erst einmal auf Vertrautes hin. Denn das „bass“ ist durchaus noch bekannter, zum Beispiel in „bass erstaunt sein“. Dieses „bass“ heißt eigentlich so etwas wie „besser“ oder „tüchtig“. Und fürbass heißt „besser vorwärts“.  Also voran ihr Schäflein, voran. 
  2. „Heißa, dann ist´s Weihnachtstag.“ in: „Morgen, Kinder, wird´s was geben.“
    Braucht man über „Heißa“ gar nicht groß nachzudenken, weil das eben so etwas ist wie „Juchhu“ oder „Holla“? Einerseits vielleicht. Andererseits macht der Duden auch hier ein bisschen schlauer. Dass er „Heißa“ als „Ausruf der Freude oder der Ermunterung“ erklärt, überrascht nicht, aber der Ursprung dann doch. Denn entstanden ist „Heißa“ eigentlich aus  „Hei“ (als einem Lockruf für einen Hund) und dem französischen „ça“ für „Hierher“.   
  3. „Der guten Mär bring ich so viel.“
    Das Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Martin Luther hat 15! Strophen. Kein Wunder, dass es auch Wortschätze enthält, so unter anderem „der guten Mär bring ich so viel.“ Wenn überhaupt, ist „Mär“ heute im Sinne unwahrer Geschichten gebräuchlich, als die „Mär von …“. So war das bei Luther nicht gemeint. Bei ihm ist es (laut Wikipedia) die gute Nachricht. Es lässt sich auch als die frohe Botschaft oder „Kunde“ lesen – womit wir wieder bei einem anderen älteren Wortschatz wären.
  4. „Still schweigt Kummer und Harm.“
    „Harmlos“ – das kennen wir. Aber „Harm“ allein eher nicht mehr. Der Duden spricht von einem „großen innerlichen Schmerz, einen Kummer, einem Gram“. Und so heißt es in der nächsten Zeile des Liedes „Leise rieselt der Schnee“ auch gleich „Sorge des Lebens verhallt.“ Ein guter Wunsch für die Weihnachtszeit und die Tage zwischen den Jahren.

Ich wünsche dir friedvolle, frohe und entspannte Tage zum Jahreswechsel und einen guten Rutsch ins neue Jahr,

Sigrid

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