Sigrid Varduhn
Autorin | Schreibcoach | Erzählerin

Künstlertreff daheim

Der Künstlertreff – eine von zwei Methoden, die mir besonders wichtig sind aus dem “Weg des Künstlers” von Julia Cameron. Die Morgenseiten nutze ich, um das, was mich beschäftigt, möglichst ungefiltert zu Papier zu bringen. Und mit dem Künstlertreff lässt sich die eigene kreative Quelle immer wieder auffüllen.

Der Künstlertreff kann vieles sein, Füllhorn und Tank, Spielraum und Blumenwiese, Spiegel für aktuelle Themen, Rückblick und Ausblick. Eine “Verabredung zum Spielen” nennt Julia Cameron ihn auch – egal wo er stattfindet. Das kann ein Museumsbesuch sein, ein Konzert oder einfach eine Verabredung zu einem längeren Spaziergang mit dem inneren Künstler. Nicht immer klappt es bei mir dafür “aushäusig”. Deshalb ich den Künstlertreff in den letzten Monaten öfter mal zu Hause gemacht.

Lesetipp: “Der Weg des Künstlers”,
Julia Cameron

Zu Hause spielen

Wartest du darauf, dass jemand anders dir vorschlägt, du solltest etwas Zeit mit dir und deiner inneren Künstlerin verbringen? Hmm. Damit könnte es etwas dauern. Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir selbst uns den Künstlertreff erlauben – und uns immer wieder dazu einladen.

Bei mir geht das auch zu Hause: Vom Wohnzimmer aus war ich in Online-Ausstellungen und Museen weltweit unterwegs, habe recherchiert zu einzelnen Kunstschaffenden, mich von Bildern inspirieren lassen. Ich habe mir Online-Vorlesungen angesehen und Kunst- und Literatur-Podcasts angehört. Und analog geht es auch. Schließlich stehen bestimmt nicht nur bei mir lauter Bildbände im Regal, in die ich sonst viel zu selten hineinschaue. Oder ich habe das aktuelle Feuilleton auf der Suche nach Inspirationen zerschnipselt.

Oft hatte ich ein bestimmtes Thema im Blick, das mich gerade bewegte oder einen Künstlerin oder einen Künstler, zu der oder dem ich schon länger mehr wissen wollte. Oder ein bestimmter Ort. Einen meiner Künstlertreffs daheim habe ich z.B. in Worpswede verbracht, weil mich die Künstlerkolonien des 19. und 20. Jahrhunderts besonders interessieren.

Das Material arbeitet

Wenn sich unser innerer Künstler mit Impulsen von außen beschäftigt, führt das oft gleich zu neuen Ideen. Das Material arbeitet dann schon. Deshalb nutze ich den Künstlertreff meist auch schon für einen zweiten Schritt. Das kann z.B. eine Collage sein, die ich mit dem Material und eigenen Notizen und kurzen Texten erstelle. Oder – wenn ich schon im ersten Schritt eine Collage erstellt habe – nehme ich diese als Impuls, um dazu zu schreiben. Einen reflektierenden Text, eine Impression oder auch etwas Fiktives. Auf diesem Weg entsteht eine ganze „Künstlertreff-Mappe“ mit Collagen, Zeichnungen, Bildern, Notizen und Texten. Dabei können sich einzelne Spuren herauskristallisieren, die der inneren Künstlerin wichtig sind oder auch eine ganze Fährte.

Schreibtipp: Zum
Künstlertreff schreiben, z.B.
eine Zusammenfassung
oder ein Gedicht.

Ein Künstlertreff daheim kann praktisch sein – wenn die Zeit für einen längeren Ausflug fehlt. Und auch sehr inspirierend. Dennoch gehe ich auch immer einmal wieder raus, um meinen inneren Künstler zu treffen. Weil ich bei einer Ausstellung, in einem Garten, in einem Museum anders mit allen Sinnen dabei bin als zu Hause.

Den Ort für den nächsten Künstlertreff – ob online oder vor Ort – habe ich immer schon im Auge.

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