Was fällt dir bei Feen zuerst ein? Die Fee Morgaine aus „Die Nebel von Avalon“, Tinkerbell, die 13. Fee aus Dornröschen? Nun: Es gibt viel, viel mehr.
2025 wird mein Feenmärchenjahr im Erzählen. Ab März werde ich durch Schlossparks erzählspazieren und dort Feen und Feenmärchen aus aller Welt vorstellen.
Deshalb habe ich in den letzten Monaten die Feenliteratur durchforstet und stelle euch gern meine Empfehlungen vor. Eine kleine und doch sehr verschiedenartige Auswahl von Titeln. Und es sind sowohl Bücher über Feen als auch solche mit Feenmärchen dabei.
„Gutmütig halfen sie jedem, der sich ihnen gegenüber freundlich betrug, rächten sich aber empfindlich an demjenigen, der sie verhöhnte oder lächerlich machte.“
Dies ist ein Sachbuch über Feen. Und was für eins. Ich habe es schon länger und mehrfach durchlesen und jetzt noch einmal sehr gründlich. Ditte König (Schriftstellerin, Indologin, Übersetzerin, Mykologin) scheint alles über Feen zu wissen, was es zu wissen braucht. Und auch wer nicht an Feen glaubt, erfährt viel aus dem mythologischen Wissensschatz. Das Wichtigste für mich aus diesem Buch: das Feenartige existiert in allen Kulturen, Feen gibt es überall. Und Ditte König (manche kennen sie als Autorin vielleicht auch als Ditte Bandini) unterscheidet deutlich zwischen den Feen als Naturgeister, die zumeist namenlos blieben und den “literarischen” Feen in den höfischen Romanzen des Mittelalters und in der Romantik. Es geht um die enge Beziehung der Feen zur Natur, zu Bäumen, Wassern, Bergen, ihr Verhältnis zu den Menschen, um Feenfeste, Feenmänner (ja, es gibt sie!) und auch um die vielen anderen Namen, unter denen Feen bekannt sind, wie z.B. „Wilde Frauen“, „Salige Fräulein“, „Buschfräulein“ oder „Dames Vertes“. „Die Welt der Feen“ ist nur antiquarisch erhältlich. Wer sich für Feen interessiert: Es lohnt sich sehr, danach Ausschau zu halten.
„Obwohl Feen oft freundliche Wesen sind, sind ihre Sitten doch ganz andere als die der Menschen.“
Ein recht junger Schatz, 2023 erschienen. Von den zauberhaft gestalteten und sehr wissensreichen Büchern aus der „Enzyklopädie des Wunderbaren“ schwärme ich immerzu. Bisher sind dort „Hexen“, „Drachen“, „Monster“, „Geister“ und „Oger“ (Unholde) erschienen. Und eben auch „Feen“. Hier lassen sich die Kappas aus Japan, die Pari aus dem Iran, die Meigan aus Galicien kennenlernen und viele andere mehr. Allein die Auswahl der Rubriken bezaubert mich in jedem der Bände. Hier unter anderem: „Feenpflanzen“ (zu denen z.B. Holunder, Hagedorn und Fingerhut gehören), „Wo sich Feen aufhalten“ und „Die Geschenke der Feen“. Eins kann ich versprechen: Dieses Buch verschwindet nicht im Bücherschrank, wo nur noch sein Rücken zu sehen wäre. Dafür ist es viel zu schön.
„Die Menschen am Strand winkten, und als Bran seinen Namen nannte, antworteten sie, einen solchen Mann gebe es nicht mehr, aber sie hätten in alten Geschichten davon gehört, wie Bran, Sohn des Febal, fortgesegelt sei zu einer Insel der Frauen.“ (aus „Die Reise des Bran“, Märchen aus Irland)
Auch dieses Buch wohnt schon länger bei mir im Regal. Und ja, Feenmärchen gibt es überall und doch sind aus dem keltischen Raum besonders viele überliefert. Meine Lieblingsgeschichte in diesem Buch “Die Wunder der 3 Donals” kommt aus Irland: Drei Hausierer übertrumpfen sich mit ihren (Wunder-)Geschichten von den Feen, um möglichst lange am Feuer des Hauses bleiben zu können, in dem sie gerade Unterschlupf gesucht haben. In Hetmanns Sammlung begegnet einem Vertrautes und nicht so Bekanntes: z.B. der Zauberer Merlin und die Fee Morgane (für deren Namen es viele unterschiedliche Schreibweisen gibt), die irischen Sidhe, die Wilden Frauen aus Österreich und die Saligen Frauen aus Südtirol. Und es sind Märchen aus Irland, England, Schottland und der Bretagne, der Schweiz, Österreich und Südtirol darin.
„Die Vorstellung von Flügeln und Niedlichkeit geht auf Beschreibungen aus der Literatur zurück und hat ihre Wurzeln nicht in Volkserzählungen.“ Sabine Lutkat in „Feen in Märchen. Eine Annäherung“
Kein Buch, sondern eine Zeitschrift. Eine meiner Lieblingszeitschriften, die ich auch im Abo habe. Das Besondere: die wirklich gute und breite Auswahl der Märchen zum jeweiligen Thema und die wissensreichen Kommentare dazu. In der Ausgabe „Feen, Zwerge und hilfreiche Geister“ finden sich Feenmärchenklassiker wie Rapunzel und Dornröschen, aber z.B. auch das schottische Märchen von „Tom dem Dichter und der Feenkönigin“ und Märchen von den Vilen und Samovilen, den südslawischen Feen. Jede Ausgabe der Märchenzeitschrift ist übrigens auch ein wunderbares Geschenk für märchenfreudige Menschen.
Nr. 1 – „Die Welt der Feen. Mythen, Märchen und Legenden“, Ditte König, Heyne Verlag 1998
Nr. 2 – „Feen“ von Sébastien Perez und Bluebirdy (Fatemeh Haghnejad), in der „Enzyklopädie des Wunderbaren“, herausgegeben von Benjamin Lacombe, Verlagshaus Jacoby und Stuart 2023
Nr. 3 – „Keltische Feenmärchen. Zum Erzählen und Vorlesen“, herausgegeben von Frederik Hetmann, Königsfurt-Urania Verlag 2015
Nr. 4 – „Feen, Zwerge und hilfreiche Geister“, Zeitschrift Märchenforum, Ausgabe 94, https://www.mutaborverlag.ch/maerchenzeitschrift/lieferbare-ausgaben